SXSW, FOMO & AI
Die Anzahl der Möglichkeiten ist enorm: Auf der SXSW genauso wie in Bezug auf Technologien und speziell AI. Kommt da Angst oder Freude auf?
Die SXSW bietet über 2.000 Konferenz-Sessions in 10 Tagen. Machbar für eine Person sind grob 6 Sessions pro Tag. Dies bedeutet, dass man auch bei maximaler Konzentration auf das Inhaltliche nur 3 Prozent des gesamten Programms konsumieren kann. Die dabei entstehende Emotion drückt sich in folgendem Akronym aus: fomo (engl. fear of missing out), also die Angst, etwas zu verpassen.
FOMO – Fear of missing out
Fomo liefert auf Google 7 Millionen Suchergebnisse und wirkt in den verschiedensten Situationen ein: Die Fotos einer auf Bildungskarenz befindlichen Kollegin aus Hawaii lassen am Arbeitsplatz die Gedanken abschweifen, der Venture Capital Geber investiert lieber risikoreich in der seed round als das mögliche next unicorn zu verpassen, der Wurstverkäufer im Supermarkt ist seit einem halben Jahr auch in Bitcoin investiert, Unternehmen X hat nun auch kurzfristig ein Artificial Intelligence Projekt von oben verordnet bekommen.
AI ist omnipräsent
Das Thema Artifical Intelligence war auf der SXSW 2019 omnipräsent. Hier entsteht schnell das Gefühl, den Anschluss schon verpasst zu haben und schnell ein Projekt ins Leben rufen zu müssen nach dem Motto „Hauptsache AI“. Laut einer Analyse der Londoner Venture Capital Firma MMC Ventures von 2.830 „AI Startups“ in 13 EU-Ländern haben 40% dieser „AI Startups“ mit Artificial Intelligence nichts zu tun. Auch vor Ort in Texas wurde bestätigt, dass das Wort AI im Namen oder in einer Beschreibung die Bewertung eines Startups nach oben treibt. Das Thema wird sicher gerade gehypt, ist an sich jedoch sicher kein Hype. Sollten Sie noch kein AI Projekt gestartet haben, so hat Sandy Carter (VP of Amazon Web Services) folgenden Rat:
- „AI not for AI sake“
- „You don’t start with the data. You start with your customer. Work backwards from the customer“
- „Before you do machine learning make sure you have a profound data strategy. What you put in is what you get out“
- „Use AI to solve problems“
Einfach und naheliegend. Wie auch bei vielen Vorträgen neben den technologischen Inhalten sehr einfache und grundlegende Fragen immer wieder in den Vordergrund gerückt wurden:
- Stellen wir die richtige Frage?
- Lösen wir damit ein Problem?
AI kann in einem Silo ein stand-alone-Problem behandeln. Um erste Erfahrungen zu generieren, kann dies durchaus nützlich sein. Um die Möglichkeiten von AI effektiv und effizient nutzen zu können, bedarf es des entsprechenden Unterbaus – von der digitalen Vision bis zur Datenstrategie. Anhand dieser Priorisierung ergibt sich in Bezug auf AI dann womöglich zuerst einmal das Gefühl von jomo (joy of missing out), weil nicht vorschnell die x-te Parallel-Initiative halbherzig mit zu wenig „man und woman power“ und viel zu hohen Erwartungen angegangen wird. Eins ist aber auch klar: Viel Zeit bleibt für den Unterbau nicht mehr. AI ist die Zukunft und fomo ist durchaus berechtigt.