Handel im Wandel
Welche Trends zeichnen sich im Handel für das Jahr 2021 ab? Wir wagen einen Blick in die Glaskugel.
Das (fast) hinter uns liegende Jahr 2020 hat für alle Branchen negative Überraschungen bereitgehalten, auch der Handel hat in Österreich tiefgreifende Einschnitte durch Lockdowns hinnehmen müssen – gleichzeitig floriert das Online-Geschäft wie nie zuvor. Eine Studie des Handelsverband im Sommer 2020 zeigt, dass 24% der Befragten seit Beginn der Corona-Krise weniger im stationären Handel kaufen, 23,4% kaufen mehr online als zuvor. 36% geben an, dass sie generell öfter im Internet surfen als zuvor. Das ist aber noch längst nicht alles, was sich gerade ändert.
5 Trends für den Handel 2021
Das US-Forschungsinstitut Forrester hat in seiner „Predictions 2021“-Reihe 5 Trends für die Retail-Branche identifiziert, welche auch in Österreich höchst relevant sind:
- Händler investieren 2021 mehr in Logistik als in irgendeinen anderen Bereich.
In den Hochphasen der Pandemie kamen große wie kleine Händler bei Lieferungen ins Schleudern – daher ist 2021 der ideale Zeitpunkt, um in neue Logistiklösungen zu investieren. Dark Stores oder Microfulfillment Center in der Nähe der Kunden sind Beispiel-Lösungen, die innovativ sind und zu schnelleren Lieferungen von Online-Bestellungen verhelfen können. Eine weitere Studie von Forrester legt sogar nahe, dass in Europa der Peak des stationären Handels bereits 2019 erreicht wurde, weshalb es auch für den österreichischen Handel höchste Zeit wird, neue Wege für schnellere und flexiblere Logistik zu finden.
Andere Händler werden vermehrt auf Abonnements setzen, die einerseits dem Kunden mehr Convenience bei regelmäßig benötigten Waren verschaffen, und gleichzeitig den Händlern mehr Planungssicherheit bieten sowie praktischerweise auch die Konkurrenz ausschließen.
- Kontaktlose Zahlung, Zahlungsaufschub und Ratenzahlung sind auf dem Vormarsch.
Die ÖsterreicherInnen bezahlen seit jeher am liebsten bar – von 2011 bis 2016 sank der Anteil von Bargeld als Zahlungsmittel um nur 4,1% auf 81,8%. Österreich bleibt zwar auch im Jahr 2020 im Vergleich zu anderen EU-Ländern eine Bargeld-Nation, doch 43% verwenden laut IIS ING International Survey wegen Corona die Karte häufiger als zuvor. Dieser Trend wird sich 2021 voraussichtlich fortsetzen, genauso wie die Inanspruchnahme von Ratenzahlung deutlich zunehmen wird. In den USA ist zu beobachten, dass Ratenzahlungsoptionen von Einzelhändlern und Marken vermehrt aktiv beworben werden – und dies wird sich auch hierzulande bald zeigen.
- Hersteller investieren vermehrt in ihre eigene Distribution und forcieren D2C (Direct-to-Customer).
Die Zahl der traditionellen Großhandelspartner schrumpft, gleichzeitig expandieren Marktplätze wie Amazon, was Markenunternehmen unter Druck setzt. Daher werden diese Unternehmen genau abwägen müssen, ob ein Ausbau des eigenen Vertriebswegs (D2C) nicht eine profitablere Lösung für die Zukunft wäre.
Gleichzeitig werden viele ihre eigene Supply Chain hinterfragen und proaktiv verbessern, etwa mit KI-basierter Retail-Planung, um die neue Normalität erfolgreich zu meistern.
- Erfolgreiche Einkaufszentren werden sich neu erfinden, die anderen verschwinden.
Auch hierzulande wird die Lage für Einkaufszentren immer schwieriger. 2021 muss daher ein Umdenken einsetzen – beispielsweise überschüssige Kapazitäten umzuwandeln und für neu entstehende Logistiklösungen zur Verfügung zu stellen (siehe 1. Trend), das hilft beiden Seiten. Denkbar sind auch neue Gebührenvereinbarungen mit den Mietern, wo neben traditionellen Verkäufen auch Omnichannel-Verkäufe (Pick-up im Store) miteinbezogen werden.
In den USA gehen Einkaufszentren bereits dazu über, Ladenketten wie beispielsweise Forever 21 zu erwerben und so ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Ob dieser Trend auf Österreich überschwappt, wird sich zeigen.
- Datenschutz wird wichtiger und wandert noch mehr in den Fokus.
Je mehr sich online abspielt, desto wichtiger werden die geltenden Spielregeln. Und da für Verbraucher weltweit die Verpflichtung zum Schutz der Privatsphäre und Datenschutz bereits jetzt zu den wichtigsten Unternehmenswerten zählt, werden diese Bereiche auch der Aufmerksamkeit der Aufsichtsbehörden und Chefetagen nicht entgehen. Dies untermauert auch die weltweit durchgeführte PwC-Umfrage „Global Digital Trust Insights“.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Pandemie wie ein Brandbeschleuniger der Digitalisierung wirkt. Wer eher zu den Schlusslichtern zählt, sieht sich in der aktuellen Situation noch größeren Problemen gegenüber. Die österreichische Handelsbranche wird 2021 kreative und neuartige Lösungen finden (müssen), um diese Probleme zu bewältigen.
Autor: Birgit Ecker
PwC Digital Consulting