Was Entscheidungsträger in Zeiten der Krise von Sportlern lernen sollten, wenn eine unsichere Welt im Wettbewerb um die Zukunft steht.

So gut wie alle Branchen erleben die Coronakrise als potentielle Vorwarnung einer instabilen und sich verändernden Zukunft. Themen wie Klimawandel, eine zu langsam erstarkende Wirtschaft, Unsicherheiten im Zusammenhang mit Digitalisierung, Regulierung, die potentielle Gefahr einer aufziehenden Inflation oder Hochzinsdynamik und andere Faktoren wie die unsichere politische Lage, geopolitische Verwerfungen oder etwas weniger dynamische aber umso direkter erlebbare Probleme wie Fachkräftemangel oder die Problematik eine kommende Pensionierungswelle zu antizipieren drücken auf die Pläne der Gegenwart.

Die Gefahr, angesichts solcher Parameter im Management falsch zu reagieren ist enorm. Schon heute hören wir aus dem Markt, dass Themen wie Innovation oder Veränderungen im Bereich der Sustainable Goals nun erst mal zurück stecken müssten, denn nun gälte es, die potentiellen Umsatzdellen des verlorenen Jahres 2020 aufzuholen, also: noch mehr Gäste, noch mehr Bars, noch mehr Skifahrer, noch mehr Lifte und Rabatte? Die Versuchung, zu alten Mustern zurück zu kehren ist enorm, denn in der Not werden viele Unternehmenslenker keinen anderen Weg finden, als mehr von dem zu tun, was vor der Krise erfolgreich war. Nichts wäre jedoch problematischer, als in einem neuen Umfeld mehr vom Alten zu wiederholen.

Nichts ist neu, aber alles anders. 

Die Welt 2021 nach Corona, unabhängig davon, wann dieses „Nach-Corona“ genau kommen mag, ist eine unwiderruflich andere geworden. Menschen werden wie nach allen Krisen der Geschichte weiterhin zusammen kommen, in Bars gehen und Parties feiern. Aber wir haben nun als Gesellschaft vieles gelernt, was unser Lebensmodell für immer verändern wird, hier nur einige Beispiele:

  1. Onlinebestellungen werden die Regel. Wir werden weiterhin gerne stöbern und einkaufen gehen, aber wir haben als Bevölkerungsmehrheit gelernt, dass selbst sperrige Möbel, Smartphones oder 3 Kisten Wein verlässlich nach Hause geliefert werden können. Diese Erkenntnis werden wir nutzen, wenn wir uns den Gang zum Möbelhaus am Wochenende im Interesse unserer Familien oder unserer Freizeit ersparen wollen. Die Umsätze im physischen Handel werden unweigerlich und dauerhaft zurück gehen (können aber problemlos online wettgemacht werden).
  2. Geschäftsreisen und berufliche Zusammenkünfte werden sich verändern. Wir werden gerne auch weiterhin zur einen oder anderen Fachkonferenz reisen und gesellschaftliche Anlässe zum Networken wahrnehmen. Doch in Zeiten gestiegenen Umweltbewußtseins werden wir uns fragen, ob wir das Meeting mit den drei belgischen Kollegen nicht vielleicht doch einfach virtuell abhalten. Flugaufwände und Reisekosten werden locker eingespart vor dem Hintergrund, dass die Zoomkonferenz zwar ermüdet, neue Technologien aber schon im Anmarsch sind (etwa Microsofts neue Avatarplattform).
  3. Die Welt steht im Wettbewerb um die Zukunft. Ob bei Impfungen, im Bereich neuer AI Lösungen für den Anlagenbau, bei der Neuerfindung des Talk Radios im Appstore oder bei Batterienspeichern im Wohnbau: Corona hat den enormen Vorteil bestimmter Unternehmen und Staaten gezeigt, neue Technologien flächendeckend ausrollen zu können. Es sind jene Unternehmen, die bedingungslos auf die Veränderung der Welt gesetzt haben und das auch weiterhin tun.

Zurück zum Management: Wer im Zeitalter des Automobils in der Not mehr Pferdeställe baut, wird unwiderruflich aus dem Geschäft schlittern. Corona ist ein Vorbote der Veränderung und sollte aus Zweiflern und Traditionalisten Agenten der Veränderung machen. Denn Innovation ist kein Hobby vor der Pension oder Beschäftigung junger Menschen, die sich in Startups die Hörner abstoßen, sondern ab sofort betriebs-wirtschaftliche Notwendigkeit.

Beim vergangenem Skiweltcup der Damen im italienischen Val di Fassa wurden Zuseher Zeugen zweier schwerer Unfälle. Dies warf die Frage auf, wie und warum Athleten generell die enormen Gefahren des Hochleistungssports auf sich nehmen. „Sportler sind Meister der Verdrängung“ meinte dazu Österreichs Talkmaster und Profisportler Armin Assinger. Sie fokussierten, trainierten, scheiterten und trieben sich immer weiter zur höchstmöglichen Perfektion an. Das berufsbedingte Risiko würde so managebar, es enge jedoch nicht ein, sondern bilde den Rahmen für den Erfolg.

Dieses Mindset sollte Führungskräfte auch leiten, wenn die Widerstände gegen die unternehmerische Transformation in den nächsten Monaten erwartbar steigen werden, denn gute Trainer nehmen Angst und bauen Selbstvertrauen auf. Innovation ist der richtige Weg, um die Unwägbarkeiten des kommenden Jahrzehnts zu meistern – in und nach der Krise noch viel eher als davor.

 

Autor: Andreas Hladky
PwC Digital Consulting