Satelliten Internet – Hype oder das Internet der Zukunft?
Wird Satelliten Internet in Zukunft herkömmliches Internet ablösen und welche Probleme ergeben sich aus dem Rennen um die Vorherrschaft des „Weltraum-Internets“?
Der Hype um das Satelliten Internet „Starlink“ von SpaceX Gründer Elon Musk wurde durch den Ukraine Krieg weiter angeheizt, als der CEO das Starlink Service für die Ukraine aktiviert hat und die zugehörige App zu einer der am meisten heruntergeladenen Apps in der Ukraine wurde. Doch was ist an dem neuen Hype rund um Satelliten Internet dran und werden wir in Zukunft alle Internet „aus dem All“ konsumieren?
Satelliten Internet ist grundsätzlich keine neue Entwicklung. Seit dem „Wettlauf ins All“ in den 50er Jahren und dem ersten Satelliten Sputnik 1 im Jahr 1957 hat die Zahl der Satelliten im Weltall stetig zugenommen – laut Statista waren es 4877 aktive Satelliten im Jahr 2021. Bereits in den 90er Jahren gab es erste Versuche, Internet über Satelliten anzubieten. Da im Vergleich zu Starlink jedoch anfangs geostationäre Satelliten in einer Höhe von ca. 35.800 Kilometer eingesetzt wurden, lag die Latenz bisweilen durch den vergleichsweise langen Weg des Signals trotz Lichtgeschwindigkeit im Bereich von 500 – 700 Millisekunden. Um diese Latenz zu verkürzen, werden bei Starlink die Satelliten im Low Earth Orbit (LEO) in einer Höhe von ca. 550 Kilometern eingesetzt, was Latenzen unter 50 Millisekunden ermöglicht und somit eine ernstzunehmende Konkurrenz zu herkömmlichen Breitband-Internet darstellt.
Das Internet für alle – auch an entlegenen Stellen der Erde, an denen Glasfaser Ausbau oder 5G keine Option sind – ist das Ziel von CEO Elon Musk. Laut Web Foundation hatte im Jahr 2019 weniger als die Hälfte der Bevölkerung der Erde Anschluss an das Internet. Die Vereinten Nationen haben sich das Ziel gesetzt, bis 2025 Internetzugang für 75 Prozent der Menschen zu ermöglichen. Dieser Wert ist schwer erreichbar – satellitenbetriebener Internetdienst könnte jedoch ein entscheidender Faktor bei diesem Vorhaben sein.
Durch die Unabhängigkeit von lokaler Infrastruktur und der Tatsache, dass für den Zugriff auf satellitenbasiertes Internet die freie Sicht auf den Himmel und ein Empfangsgerät am Boden ausreichend sind, kann Satelliten Internet auch in Krisengebieten eine Versorgung gewährleisten. Die Unterstützung der ukrainischen Regierung im derzeitigen Konflikt muss allerdings wohl eher als „gute PR-Aktion“ für Starlink angesehen werden, da sich der wirkliche Nutzen in Grenzen halten wird. Eine breitflächige Ausrollung der benötigten Hardware scheint logistisch unmöglich. Zudem besteht das Risiko, dass wie bereits in früheren Konflikten, gezielt Orte unter Beschuss genommen werden, an denen Satellitenkommunikation eingesetzt wird.
Neben den positiven Aspekten dieser Technologie gibt es aber auch Bedenken. Durch die niedrige Umlaufbahn und der sich daraus ergebenden höheren Geschwindigkeit der Satelliten sind für die Sicherstellung des Service eine hohe Anzahl von Satelliten notwendig. Im Endausbau plant Starlink ein Netzwerk aus 42.000 Satelliten. Sogenannte Megakonstellationen bringen Probleme für Astronomen mit sich, da die Satelliten durch die Reflexion des Sonnenlichts die Sicht auf den Nachthimmel einschränken. SpaceX hat hier zwar bereits reagiert und wird Satelliten zukünftig mit weniger reflektierenden Materialien ausstatten, allerdings schafft dies nur bedingt Abhilfe. Mit der hohen Anzahl an Satelliten geht auch eine erhöhte Kollisionsgefahr einher, was unter anderem zu ungeklärten rechtlichen Fragen führt, da es derzeit noch kein internationales Gesetz zum Umgang mit Weltraumschrott gibt.
Um die Frage hinsichtlich der Zukunft des Satelliteninternets zu beantworten werfen wir einen Blick auf die Konkurrenz von Starlink. Aktuell gibt es mit dem Unternehmen OneWeb lediglich eine sich in Betrieb befindliche Alternative mit vergleichbaren geringen Latenzen. Mit dem Projekt „Kuiper“ steigt Amazon als nächster großer Player in das milliardenschwere Business ein – die ersten Satelliten sollen noch 2022 in die Erdumlaufbahn gebracht werden. Auch China und die EU haben bereits eigene Projekte angekündigt.
Die geplanten Vorhaben und großen Investitionen zeigen, dass satellitengestütztes Internet in Zukunft weiter an Relevanz gewinnen wird. Es wird spannend zu beobachten, wie sich andere Anbieter auf diesem noch sehr jungen Markt positionieren werden. Starlink hat aktuell einen entscheidenden Kostenvorteil gegenüber der Konkurrenz, da die hauseigenen Falcon-9-Raketen für die Installation der Satelliten verwendet werden können. Bei dem Vorhaben, Breitbandinternet für alle Menschen auf diesem Planeten zur Verfügung zu stellen, werden satellitenbetriebene Internetdienste jedenfalls eine Rolle spielen.
Autor: Lukas Wenzel
Quellen: