Wie Sie Prozesse systemgestützt kundenzentriert ausrichten können
Wie Clustering, Touchpoint-Analyse und Prozessmanagement idealerweise kombiniert und kundenzentriert eingesetzt werden
Einleitung: Die Kraft der Integration
In der heutigen wettbewerbsintensiven Geschäftswelt reicht generischer Kundenservice nicht mehr aus. Unternehmen müssen hyper-personalisierte, effiziente und nahtlose Erlebnisse bieten, um sich abzuheben. Drei leistungsstarke Methoden – Kunden-Clustering, Touchpoint-Analyse und Prozessmanagement – können kombiniert werden, um genau das zu erreichen. Durch ihre Integration verstehen Unternehmen ihre Kunden besser, optimieren Interaktionen und gestalten Prozesse so, dass sie maximale Zufriedenheit und Loyalität schaffen.
Dieser Artikel zeigt, wie Sie diese Trias nutzen können, um nachhaltige Veränderungen für ihre Kunden zu bewirken – mit Fokus auf messbare Ergebnisse und Best Practices.
1. Kunden-Clustering: Wer sind Ihre Kunden wirklich?
Kunden-Clustering ist die systematische Gruppierung von Kunden anhand gemeinsamer Merkmale wie Demografie, Verhalten, Kaufhistorie oder Bedürfnisse. Diese Segmentierung ermöglicht es Unternehmen, Strategien gezielt auf bestimmte Gruppen auszurichten – statt einer „One-Size-Fits-All“-Lösung.
Warum es wichtig ist
- Personalisierung: Kunden erwarten Erlebnisse, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Clustering ermöglicht maßgeschneiderte Marketingkampagnen, Produktempfehlungen und Serviceangebote.
- Ressourcenallokation: Durch die Identifizierung hochwertiger Segmente können Unternehmen Ressourcen effizienter einsetzen – etwa auf Kunden mit dem höchsten Umsatzpotenzial oder Wachstum.
- Prädiktive Erkenntnisse: Clustering deckt Muster auf, die zukünftiges Verhalten vorhersagen, z. B. Abwanderungsrisiken oder Cross-Selling-Chancen.
Praxisbeispiel
Ein Einzelhändler gruppierte seine Kunden nach Kaufhäufigkeit und -wert, sowie Zusammenstellung des Warenkorbs und steigerte so die Werbeeffizienz durch gezielte Angebote.
2. Touchpoint-Analyse: Die Customer Journey verstehen
Die Touchpoint-Analyse identifiziert und bewertet jeden Kontaktpunkt eines Kunden mit einer Marke – von der ersten Wahrnehmung über den Kauf bis hin zum Support. Dazu zählen digitale (Website, App, Social Media) und physische Touchpoints (Filiale, Callcenter).
Warum es wichtig ist
- Nahtloses Erlebnis: Kunden erwarten Konsistenz über alle Kanäle hinweg. Die Analyse hilft, Reibungspunkte zu beseitigen und ein kohärentes Erlebnis zu schaffen
- Pain Points erkennen: Durch die Abbildung der Customer Journey lassen sich Engpässe, verwirrende Prozesse oder Frustmomente identifizieren.
- Systematische Risikoanalysen: Neue KI-Use Cases werden vom CoE umfassend auf Risiken geprüft, um fundierte Entscheidungen und effektive Maßnahmen zur Risikominderung zu ermöglichen.
- Chancen nutzen: Touchpoint-Analysen decken Potenziale auf, um Kunden zu begeistern – etwa durch proaktiven Support oder personalisierte Follow-ups.
3. Prozessmanagement: Arbeits- und Durchlaufzeiten optimieren
Prozessmanagement analysiert und verbessert Arbeitsabläufe, um Effizienz zu steigern, Verschwendung zu reduzieren und sowohl Kunden- als auch Mitarbeitererlebnisse zu optimieren. Zentrale Kennzahlen sind Arbeitszeit (aktive Servicezeit) und Durchlaufzeit (Zeit, die der Kunde auf den Service wartet).
Warum es wichtig ist
- Effizienzgewinne: Optimierte Prozesse senken Betriebskosten und beschleunigen den Service.
- Kundenzufriedenheit: Kürzere Wartezeiten und wertschöpfende Interaktionen verbessern die Kundenwahrnehmung direkt.
- Mitarbeitererlebnis: Gut gestaltete Prozesse reduzieren Frustration und Burnout bei Mitarbeitern – und führen so zu besserem Service.
Praxisbeispiel
Ein Einzelhändler reduzierte die Wartezeit an der Kasse durch Self-Checkout und dynamische Personalplanung und erreichte so eine wesentliche Steigerung der Kundenzufriedenheit.
4. Synergie: Clustering, Touchpoint-Analyse und Prozessmanagement kombinieren
Wie die Methoden zusammenwirken
1. Segmentieren: Nutzen Sie Clustering, um Schlüsselkundengruppen zu identifizieren.
2. Journeys abbilden: Analysieren Sie für jedes Segment die einzigartigen Touchpoints und Schmerzpunkte.
3. Prozesse optimieren: Passen Sie Arbeitsabläufe, Arbeits- und Wartezeiten an die Bedürfnisse jedes Segments an.
5. Praktische Umsetzung: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Schritt 1: Datenerfassung
- Sammeln Sie Kundendaten (Transaktionen, Interaktionen, Feedback).
- Nutzen Sie CRM-Systeme, Analysetools und Kundenumfragen.
Schritt 2: Clustering-Analyse
- Wenden Sie statistische Methoden und KI an, um Kunden zu segmentieren.
- Validieren Sie die Segmente mit Fachabteilungen. Definieren Sie Segmente dynamisch d. h anhand von Kriterien und keine statische Liste.
Schritt 3: Touchpoint-Mapping
- Erstellen Sie Customer-Journey-Maps für jedes Segment.
- Identifizieren Sie kritische Touchpoints und Painpoints.
Schritt 4: Prozessoptimierung
- Gestalten Sie Prozesse neu, um Reibung zu minimieren und Effizienz zu steigern.
- Bewerten Sie Arbeits- und Durchlaufzeiten an jedem Touchpoint und der verbundenen dahinter liegenden Aufgaben
- Optimieren Sie die Kundeninteraktion z. B. durch Implementierung der Prozesse in einem Contact Center/ Customer Service Systeme
Schritt 5: Kontinuierliche Verbesserung
- Überwachen Sie KPIs (Kundenzufriedenheit, NPS, Prozesseffizienz).
- Passen Sie die Segmente und Maßnahmen basierend auf Feedback und Daten an.
Wettbewerbsvorteil durch Integration
Die Kombination aus Kunden-Clustering, Touchpoint-Analyse und Prozessmanagement bietet einen ganzheitlichen Ansatz zur Transformation des Kundenerlebnisses. Indem Unternehmen verstehen, wer ihre Kunden sind, wie sie mit der Marke interagieren und wie Prozesse ihre Bedürfnisse besser bedienen können, schaffen sie eine leistungsstarke Grundlage für Wachstum und Loyalität.
Dieses Framework bietet die Werkzeuge, um messbaren Impact zu erreichen.
Umgang mit Datenlücken: Wie Sie weiße Flecken in der Touchpoint-Analyse schließen
Mit modernen Contact Center- und Marketing Automation Systemen und der Einbindung aller Kommunikationskanäle wird die Datenlage zunehmend vollständiger. Eine Analyse und Clustering der Kundendialoge ist bereits feingranular möglich. Doch was tun, wenn die Datenlage unvollständig ist? In der Realität sind Customer Journeys selten lückenlos dokumentiert – sei es durch fehlende Tracking-Systeme, fragmentierte Datenquellen oder schlichtweg unvorhergesehene Interaktionen.
Hier kommt der „Data Enrichment“-Ansatz ins Spiel: eine strategische Kombination aus qualitativen Befragungen, datengetriebenen Schätzungen und Predictive Analytics, um die weißen Flecken zu füllen und ein ganzheitliches Bild der Kundenreise zu zeichnen.
Kundenbefragungen zur Ergänzung
Direkte Kundenfeedback-Tools – von Micro-Surveys über Voice-of-the-Customer-Interviews bis hin zu Emotional-Journey-Mapping – helfen, subjektive Erlebnisse und ungemessene Touchpoints zu erfassen. Fragen Sie nicht nur nach Fakten („Wie oft nutzen Sie unseren Service?“), sondern vor allem nach Emotionen („Wie haben Sie sich dabei gefühlt?“). Denn: Kunden wollen nicht nur funktionalen Service, sondern emotionale Sicherheit – das Gefühl, verstanden und wertgeschätzt zu werden. Diese „Emotional Assurance“ ist oft der entscheidende Faktor für langfristige Loyalität.
Schätzungen und Predictive Modelling
Nutzen Sie historische Daten, Branchenbenchmarks oder Verhaltensmuster ähnlicher Kundensegmente, um plausible Annahmen zu treffen. Tools wie Predictive Customer Journey Analytics ermöglichen es mit KI-Unterstützung, wahrscheinlichste Touchpoint-Pfade zu simulieren – und so selbst unsichtbare Interaktionen sichtbar zu machen.
Unser Framework
24 Attribute für außergewöhnliche Erlebnisse:
Bei PwC setzen wir auf ein erweitertes Customer Experience Framework, das 24 Attribute und Dimensionen umfasst – von „Seamless Omnichannel Integration“ bis hin zu „Proactive Empathy“.
Dieses Framework erlaubt es, Customer Journeys nicht nur zu analysieren, sondern exemplarisch zu clustern und gezielt zu optimieren. Ob durch „Moment-of-Truth“-Identifikation oder „Experience Gap“-Analysen – wir schaffen Klarheit, wo Standardmethoden an Grenzen stoßen.
Der Fall für außergewöhnliche Erlebnisse („Making the Case for Exceptional Experiences“)
Am Ende geht es darum, nicht nur Transaktionen, sondern Beziehungen zu gestalten. Indem Sie Datenlücken strategisch schließen, schaffen Sie die Grundlage für hyper-personalisierte, emotional resonante Erlebnisse – und das ist es, was Angebote heute wirklich differenziert. Denn in einer Welt, in der Funktionalität zur Selbstverständlichkeit wird, entscheidet die „Experience Equity“ – der emotionale und wahrgenommene Mehrwert Ihrer Marke – über Erfolg oder Irrelevanz.
Nutzen Sie unser Framework, um Ihre Customer Journeys weiter zu entwickeln. Denn wer heute nur auf sichtbare Daten setzt, verpasst die Chance, morgen die Erwartungen zu übertreffen. Lassen Sie uns gemeinsam die unsichtbaren Touchpoints sichtbar – und die sichtbaren unvergesslich machen.
Autor:
Elmar Rudelstorfer
Manager, Advisory, PwC Austria
Mobile: +43 699 10109731
Email: elmar.rudelstorfer@pwc.com
Quellen:
- APQC, Sam Palmisano et Al. (2024): „Landing the Frontside Flip: The „New Customer“ is Front and Center to Your Supply Chain“
- Microsoft, Kaixin Wang (2023): „Intro to clustering based customer segmentation“
- MDPI, Teuku Muda Nanta et Al. (2025): „The Effect of Digital Touchpoint Usage Experience on Customer Loyalty“
- Best Customer Experience Analytics Tools Shortlist (2025) https://thecxlead.com/tools/best-customer-experience-analytics-tools/
