Der Web Summit in Lissabon ist Europas führende Tech-Konferenz: Trotz Krieg, Rezession und Krisen tummelten sich 71.000 Besucher:innen aus 160 Ländern, 2300 Startups, 1050 Redner:innen und 2000 Journalist:innen. Das Interesse war also riesig, die Hotels in Portugals Hauptstadt trotz Höchstpreisen fast ausgebucht und die Schlangen im Kongresszentrum endlos. Auch PwC Österreich war vor Ort und hat sich einen Einblick in das Mega-Event verschafft.

 

Unsere Eindrücke vom Web Summit 2022

  • Wandel wird endlich sichtbar: Seit Jahren dominieren ähnliche Themen die Szene, aber nun hat man endlich das Gefühl, dass sich prophezeiter Wandel auch tatsächlich sichtbar und handfest manifestiert: Philips hat beispielsweise nach Jahren den Change von einer produkt- und innovationszentrierten Firma zur kunden- und patientenzentrierten Brand vollzogen, wie Lorraine Barber-Miller (CMO) erzählt. Die Kund:innen stehen also endlich wirklich im Mittelpunkt und zahlreiche Start-ups fokussieren sich auf Gruppen, die in der Vergangenheit viel zu wenig Beachtung gefunden haben: Opus Novo zum Beispiel hilft pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörigen mit smarter Technik; SocialCard nutzt gesammelte Bonuspunkte  für Obdachlose; alterEgo hilft ukrainischen Flüchtlingen und Menschen mit psychischen Problemen, ihr Wohlbefinden durch Psychotherapie und Kunst-NFT zu verbessern. Purpose und soziale Gerechtigkeit sind sehr präsent am Web Summit.

 

  • Besinnung auf das Herz: Obwohl es auch in Lissabon meist um Tech, AI, Crypto und Metaverse geht, finden sich auch Stimmen, die für Rückbesinnung auf Basics einstehen: Brian Collins, Gründer der COLLINS Design Agentur, beklagt beispielsweise, dass Marketing seine Sprache aufgerüstet hat (Officers, Briefings, War Rooms, Strategies, Launch, Target, Disruption, etc.), dass Brand Management sich auf Brand Frameworks reduziert und die Leidenschaft im letzten Jahrzehnt generell verloren ging. Minimal Viable Product sollte nicht der Maßstab sein, er ruft zur Besinnung auf das einzig zählende MVP auf: Maximum Fucking Love.

 

  • Geballte Austro-Power: Noch nie war der Auftritt Österreichs am Web Summit größer. Mehr als 400 Teilnehmer:innen – Gründer:innen, Investor:innen, Ökosystem-Vertreter:innen, Wirtschaftsdelegierte usw. – sind zu dem Mega-Event in Portugal angereist, um den Standort Österreich und seine Start-ups gebührend zu vertreten. Mit den beiden HealthTech-Firmen myReha und BiomeDx hat Österreich es zudem gleich mit zwei Start-ups ins Pitch-Finale des Web Summit geschafft. Das MedTech Start-up BiomeDx, das sich für die Personalisierung der Krebsimmuntherapie einsetzt, schaffte es schlussendlich sogar auf Platz 2 des Contests.

 

  • Too many opportunities: Alles ist in Bewegung und entwickelt sich an allen Ecken und Enden – seien es nun Trends in der Tech Szene oder Entwicklungen auf der Welt. Was der Web Summit aber eindrucksvoll zeigt: Zu viele Möglichkeiten zu haben ist nicht immer gut. Dominierend ist nämlich bei vielen Besuchern das Gefühl von Überforderung. Es gibt so viel zu tun, zu sehen, zu erleben, dass man nicht weiß, wo anfangen und wo aufhören. Und das gilt nicht nur für eine Konferenz dieser Größe, sondern für die Zeit, in der wir leben. Dadurch wird nachdrücklich bewiesen, dass Wissen sammeln, Abwägung und schließlich einen Fokus setzen wichtiger ist denn je.

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